Katzen benötigen keine Kohlenhydrate zur Energiegewinnung, da die natürlichen Beutetiere der Katzen nämlich so gut wie keine Kohlenhydrate enthalten.
Warum gehe ich dann auf die Kohlenhydrate genauer ein? Ganz einfach, weil sie leider in den meisten Futtermitteln in hohem Maße vertreten sind.
Zu den Hauptnährstoffen der (meisten) Säugetiere zählen außer den Proteinen und Fetten die Kohlenhydrate. Sie sind neben den Fetten der Hautenergielieferant in der menschlichen (!) Nahrung und werden daher oft auch als Treibstoff bezeichnet. Zudem werden sie in kleinen Mengen als Baustoff für den Körper verwendet.
Bei einem Fleischfresser, einer Katze zum Beispiel, sieht es allerdings anders aus: Bei einer freilebenden Katze, die sich ausschließlich vom Beutefang ernährt, ist der Kohlenhydratanteil in ihrer Nahrung mit 1 – 4 % sehr gering.
Allgemeines: Alle Kohlenhydrate haben die gleichen chemischen Bestandteile; sie bestehen aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Es sind also zusammengesetzt Moleküle. Sie sind die am leichtesten verfügbare Energiequelle. Um jedoch vom Organismus aufgenommen werden zu können, müssen sie zerlegt werden, also verdaut werden.
Vereinfacht gesagt sind alle Kohlenhydrate Zucker. Es gibt die
- Einfachzucker (Monosaccharide): z.B.: Fruchtzucker (Fructose) oder Traubenzucker (Glucose) oder Desoxyribose (ein Teil der Desoxyribonukleinsäure, DNA)
- Zweifachzucker (Disaccharide): z.B. z.B. Rohrzucker (Saccharose) oder Malzzucker (Maltose) oder Milchzucker (Laktose)
- Mehrfachzucker (Oligosaccharide): z.B. z.B. Raffinose und Melezitose (kommt im Honigtau vor)
- Vielfachzucker (Polysaccharide): z.B. z.B. Cellulose, Stärke, Chitin (Stützsubstanz des Exoskeletts der Insekten), Glykogen
Mono-, Di- und Oligosaccharide gelten als Zucker im herkömmlichen Sprachgebrauch sind meist süßlich im Geschmack. Verbinden sich nun zwei oder mehrere Einfachzucker miteinander, entstehen die anderen Zuckerarten. Vielfachzucker sind Verbindungen ab mindestens zehn 10 Einfachzuckern. Durch diese Verkettung werden sie zur Speicherung oder zum Zellaufbau verwendet: Pflanzen synthetisieren Stärke und Tiere bilden in der Leber aus Glucose den Speicherzucker Glykogen, die tierische Stärke.
Zu den bereits oben genannten Polysacchariden gehören auch die Ballaststoffe (auch Cellulose oder Rohfaser genannt). Sie werden allerdings nicht zur Energiegewinnung benötigt und sind größtenteils unverdaulich. Sie kommen vorwiegend in pflanzlichen Lebensmitteln vor. So ist Cellulose z.B. der Hauptbestandteil von pflanzlichen Zellwänden. Moleküle der Cellulose bestehen aus unzähligen Glucosemolekülen und somit ist Cellulose der am häufigsten vorkommende Vielfachzucker. Auch wenn man sich das von seinem Namen und Geschmack nicht vorstellen mag.
Obwohl Ballaststoffe überwiegend unverdaulich sind, haben sie doch im Verdauungsprozess wichtige Funktionen. Sie können zwar im Dünndarm nicht durch Enzyme zerlegt und dadurch aufgenommen werden, jedoch werden viele von ihnen im Dickdarm vergärt und zum Beispiel in Fettsäuren umgewandelt und dadurch erst verwertbar gemacht. Diejenigen Ballaststoffe, bei denen das nicht geht (Rohfasern), werden unverdaut wieder ausgeschieden.
Rohfasern binden auf ihrem Weg durch das Verdauungssystem Wasser und Stoffwechselgifte an sich und regen damit die Darmtätigkeit an. Das ist der Grund, warum große Mengen an Rohfasern für einen voluminöseren Kot verantwortlich sind.
Jedes Säugetier benötigt Glucose. Besonders das Gehirn, die Nervenzellen, die Nieren und die Roten Blutkörperchen nutzen Glucose als wichtigen Energielieferanten. Das Blut transportiert die Glucose zu den Zellen ( = Blutzuckerspiegel: Konzentration von Glucose im Blut). Katzen (als Carnivore) haben die besondere Fähigkeit ihren Blutzuckerspiegel ausschließlich über tierische Nahrung zu bilden, sie benötigen dazu keine Aufnahme von Mono- und Disacchariden. Man nennt dies Gluconeogenese (die Bildung von Glucose aus Nichtkohlenhydrat-Vorstufen). Diese Enzyme, die die Proteine verstoffwechseln, um Energie zu gewinnen und Glucose neu aus den Proteinen zu gewinnen, arbeiten bei Katzen immer mit sehr hoher Intensität. Die glucogenen Aminosäuren der aufgenommenen Proteine werden in der Leber verstoffwechselt. Bei den meisten Säugetieren sind zwei Enzyme in der Leber aktiv, die Glucose in Glucose-6-Phosphat umwandeln: die Hexokinase und die Glucokinase. Ausschlaggebend, dass die Glycokinase überhaupt aktiv wird, ist, dass eine größere Menge Glucose die Leber und somit die (Leber-)Pfortader passiert. Die Pfortader (Vena portae) sammelt das Blut aus den unpaaren Bauchorganen (Magen, Dünndarm, Dickdarm, Teile des Mastdarms, Bauchspeicheldrüse, Milz) und führt es der Leber zu. Die Glucose kann dann entweder direkt ins Blut abgegeben werden oder aber in Form von tierischer Stärke (Glycogen) in der Leber gespeichert werden. Besteht Bedarf, kann aus dem Glycogen wieder Glucose abgespalten werden.
Die natürliche Nahrung einer Katze besteht, wie bereits mehrfach erwähnt, allerdings nicht aus pflanzlichen, sondern aus tierischen Substanzen. Dementsprechend ist die Menge an aufgenommenen einfachen Kohlenhydraten sehr gering und entsprechend wenig an resorbierter Glucose landet in der Leber. Da also von Natur aus in der Leber der Katze nur wenig mit einfachen Kohlenhydraten gerechnet wird, ist dementsprechend auch die Glucokinase hier wenig aktiv. Die Katze ist daher nur eingeschränkt fähig größere Mengen an einfachen Kohlenhydraten zu verstoffwechseln. Bei Allesfressern (Omnivoren) – und natürlich bei reinen Pflanzenfressern (Herbivoren) - ist die Glucokinaseaktivität höher ausgeprägt. Katzen haben einen sehr hohen Proteinbedarf, da sie ständig Aminosäuren für die Gluconeogenese benötigen.
Wie reguliert die Katze nun ihren Blutzuckerspiegel?
Katzenwelpen nehmen durch die Muttermilch noch einfache Zucker, also Kohlenhydrate auf (Laktose = Milchzucker), während erwachsene Katzen ihren Blutzuckerspiegel mittels der bereits genannten Gluconeogenese (der Neubildung von Glucose aus Nicht-Kohlenhydraten) aufrechterhalten.
Die Gluconeogenese setzt bei Omnivoren erst nach der Verdauung, also in der postabsorptiven Phase ein, während bei Carnivoren die Gluconeogenese aus den aufgenommenen Aminosäuren bereits während des Fressens einsetzt. Auch hieran erkennt man, dass der Katzenstoffwechsel nicht auf pflanzliche Nahrung ausgelegt ist.
Glycogen ist die Speicherform der Glucose und wird in der Leber und der Muskulatur gespeichert. Bei Bedarf kann Glycogen kurzfristig zu Glucose als Energielieferant abgebaut werden. Es dienst so als Reservekohlenhydrat, das im Hungerzustand oder bei kurzen und schnellen Anstrengungen sofort verwendet werden kann, wenn im Blut nicht ausreichend Glucose vorhanden ist. Besteht für den Körper ein dauerhaftes Überangebot an Kohlenhydraten, so werden diese im Körper zu Fetten umgewandelt und in körpereigenen Fettdepots gespeichert.
Katzen haben einen wesentlich kürzeren Verdauungsweg – wie alle reinen Fleischfresser. Der Verdauungsprozess ist viel kürzer als bei Alles- oder Pflanzenfressern und damit können Kohlenhydrate in ihrem Rohzustand nicht aufgeschlüsselt und verwertet werden. Die Folge ist eine zu lange Verweildauer des Futters im Darm und dadurch entstehende Verdauungsprobleme sowie Blasensteine aufgrund ungünstiger ph-Werte im Urin der Katze.
Zum Vergleich:
- Verhältnis Darmlänge zu Körperlänge 3:1;
- im Vergleich Mensch 6:1,
- Schaf 24:1.
Hinzukommt, dass Katzen ein bestimmtes Enzym (die alpha-Amylase) im Speichel fehlt. Regen beim Pflanzenfresser (oder auch beim Menschen) die aufgenommenen Kohlenhydrate bereits im Mund die Speichelsekretion an und das Verdauen beginnt, fehlt Katzen (bzw. allen Carnivoren) das Enzym um Kohlenhydrate anzuverdauen. Anders als beim Menschen dient der Speichel der Katze lediglich zum Transport der Nahrung. Er weist je nach Nahrung eine andere Beschaffenheit auf und ist mal flüssiger, mal eher schleimig.
Nochmals:
Ausgewachsene Katzen benötigen keine Kohlenhydrate, sofern ihr Bedarf an Proteinen gedeckt ist. Und das ist er mit hochwertigem Fleisch. Somit benötigen Katzen auch kein Getreide, Gemüse oder Obst in ihrem Futter. Junge Katzen nehmen Kohlenhydrate in Form von Laktose aus der Muttermilch auf. Notwendig hierfür ist das Enzym Laktase, das ab einem gewissen Alter nicht mehr gebildet wird. Deswegen vertragen die meisten Katzen auch keine Milch. Nur etwa 5 % der Nahrung der Katze sollte aus Ballastoffen bestehen, um die Darmtätigkeit anzuregen. Ob Katzen andere Stoffe wie z.B. Vitamine und Mineralstoffe aus pflanzlicher Nahrung verwerten können, ist fraglich, da der Stoffwechsel der Katze auf tierische Nahrung ausgelegt ist.
Warum sind dann überhaupt Kohlenhydrate im Katzenfutter, wenn diese sie nicht verdauen können?
Die allermeisten Fertigfutterhersteller verwenden beim Nassfutter 0 - 30 % und beim Trockenfutter 30 - 60 % Kohlenhydrate. Sie sind eine billigere Energiequelle als tierische Fette und Proteine.
Es gilt die Faustregel:
Je höher der Fleischanteil (nicht der Fleischmehlanteil!) eines Katzenfutters, desto hochwertiger ist es.
Stärke (ein Polysaccharid) z.B. ist bei der Trockenfutterproduktion ein sehr beliebter Kleber. Oftmals halten so erst alle Bestandteile in Krokettenform. Manches Getreide oder Gemüse oder auch einzelne Bestandteile davon werden allerdings als natürlicher Vitamin- und Mineralstofflieferant verwendet. Die Alternative wären oftmals synthetische Vitamine.
Also:
Nicht jedes Katzenfutter mit einem (geringen!) Gemüse- oder Getreideanteil, ist automatisch als schlecht zu bewerten. Es hängt sehr von der Funktion im Futter (billige Proteinquelle anstelle von Fleisch oder natürlicher Vitaminlieferant) und vom Herstellungsprozess, sowie natürlich von der Menge ab, ob diese Kohlenhydrate sinnvoll und verwertbar für die Katze oder nur nutzbringend (weil mehr Profit) für den Hersteller sind.
Sind die Kohlenhydrate aufgeschlossen, praktisch anverdaut, kann die Katze sie – z.B. ähnlich den Kohlenhydraten, die die Maus in ihrem Verdauungstrakt hat – besser verwerten. Deswegen ist ein genauer Blick auf die Futterdeklaration wichtig:
- Keine minderwertigen Eiweißquellen (Grieben u.a.),
- keine chemischen (künstlichen) Konservierungsstoffe oder chemische Antioxidantien
- Farbstoffe
- Zucker, Karamell,
- leere Füllstoffe (Cellulose, Erdnusshüllen)
Ein hoher Kohlenhydratanteil des Futters behindert die Proteinverdaulichkeit. Ist der Kohlenhydratanteil (z.B. Getreide) im Futter sehr hoch, dann ist der Organismus in der Verdauungsphase nur sehr begrenzt in der Lage die für ihn wichtigen Proteine (z.B. aus dem Fleischanteil des Futters stammend) optimal verdauen zu können.
Auffällig ist auch die Zunahme der an Fettleibigkeit und Verdauungsproblemen sowie an Diabetes erkrankten Katzen. Dies lässt sich neben einem genetischen Hintergrund auch auf die Fütterung zurückführen. Der Körper einer Katze (und auch eines Hundes) erkennen Kohlenhydrate als Zucker und speichern sie leicht als Fett: Glycogen und Stärke werden während der Verdauung in Einfachzucker aufgespalten, die anschließend über die Dünndarmschleimhaut vom Organismus aufgenommen werden. Die Einfachzucker werden entweder direkt zur Energiegewinnung herangezogen oder aber (so sie nicht gerade erforderlich sind) im Köper bis zu einem gewissem Maße als Glycogen gespeichert. Die überschüssigen Kohlenhydrate, die nicht als Glycogen gespeichert werden, werden in Fett umgewandelt und dann im Fettgewebe abgelagert. Somit führt also ein Überschuss an Kohlenhydraten zur Verfettung.
Auch Allergien sind auf die übertriebene Getreidefütterung zurückzuführen. Zudem bläht Getreide auf und belastet den Stoffwechsel der Katze, da sie viel zu viel Energie verbraucht, um Getreide zu verdauen. Man beachte in diesem Zusammenhang bei der Fütterung mit (minderwertigem) Fertigfutter, wie viel die Katze frisst und wie viel davon wieder ausgeschieden wird.
Die Futterumstellung auf eine hochwertige Futtersorte sollte langsam durchgezogen werden; zuerst nur ein wenig von dem neuen Futter unter das alte mischen und täglich den Anteil des neuen Futters erhöhen.
Füttern Sie nur Futter, wo auf der Packung jede Zutat einzeln aufgelistet wird. Dann wissen Sie, was Ihr Tier bekommt und dass die Verdaulichkeit immer gleichbleibend ist. Das Problem bei Beutetierfressern ist, dass deren Verdauungssystem darauf aufgebaut worden ist, Nahrung von immer gleicher Qualität zu bekommen. Beutetiere haben alle die fast 100% gleiche Zusammensetzung (okay, der Mageninhalt wird sich unterscheiden, aber den lässt die Katze meist eh links liegen). Deshalb ist die von der Werbung gepredigte Abwechslung für unsere Tiere äußerst ungünstig! Es schlägt auf den Magen und belastet auf die Dauer das Immunsystem.