Warum kein Trockenfutter gefüttert werden sollte

Die Fleischfresser (Carnivoren oder auch Karnivoren; von lat. carnis „Fleisch“ und vorare „verschlingen“, „gierig fressen“) Katzen und Hunde beziehen ihre Feuchtigkeit weitestgehend Über ihre Nahrung, der Beute. Unter Feuchtigkeit ist nicht Wasser, sondern die physiologisch in den Zellen von Fleisch und Gemüse (und Reis etc.) enthaltene Feuchtigkeit zu verstehen. Katzen und Hunde decken ihren Flüssigkeitsbedarf zu 70-90% nur aus ihrer Nahrung.

Wasser ist der für das Überleben wichtigste Baustein. Das Körpergewicht von Hunden und Katzen besteht zu etwa 70% aus Feuchtigkeit, manche Gewebe sogar aus bis zu 90%. Im Körper ist diese Feuchtigkeit für den Transport von Nährstoffen notwendig und nahezu an allen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Alle Körperflüssigkeiten (Urin, Blut, Magensäure aber auch Enzyme etc.) sind in Wasser gelöste Stoffe.

Der Körper verliert ständig Feuchtigkeit/Wasser (durch Atmung, Schwitzen, Urin, Kot) und muss dies laufend ausgleichen. Das Wasser wird zu einem Teil über das Futter aufgenommen, einiges getrunken, ein kleiner Anteil entsteht bei der Nährstoffumwandlung im Körper. Wenn der Körper nicht ausreichend "durchgespült" wird, belastet das die Nieren und führt über die Zeit zu Nierenerkrankungen. Da aber vorallem Katzen als ehemalige Wüstenbewohner wenig trinken, belastet ein zu trockenes Futter (Trockenfutter) den Körper sogar noch viel mehr. Jeder, der eine artgerecht ernährte Katze zuhause hat, weiß, dass diese sehr wenig zusätzlich trinkt.

Übrigens mal nebenbei, für diejenigen, die meinen, Katzen (und Hunde) mit Bären vergleichen zu können, um eine vegetarische oder gar vegane Ernährung dieser zu rechtfertigen, den sei hier gesagt: Fleischfresser (Carnivore) sollten nicht mit der Säugetierordnung der Raubtiere (Carnivora) verwechselt werden. Diese Gruppe ist nicht zwangsläufig deckungsgleich. So gibt es beispielsweise Raubtiere, eben wie die Bären, die sich überwiegend von Pflanzen ernähren und Allesfresser sind. Der Große Panda hat sich z.B. sogar ganz auf Pflanzennahrung spezialisiert. Zu den Fleischfressern gehören Tierarten nahezu aller Tierstämme: Greifvögel sind z.B. carnivor. Und es gibt auch carnivore Pflanzen und carnivore Pilze.

Die Bezeichnung "Fleischfresser" ist vom Wort her ein wenig irreführend, denn der Carnivore frisst nicht Fleisch, sondern Beute. Also sagt man besser "Beutetierfresser". Diese Beutetiere werden fast vollständig gefressen und liefern eine Fülle an Bestandteilen. So enthält das Tier z.B. Calcium aus den Knochen, Natrium aus dem Blut, fettlösliche Vitamine und Spurenelemente aus den Organen und essentielle (=lebensnotwendige) Fettsäuren aus dem Körperfett. Und auch die unverdaulichen Bestandteile der Beute haben einen Zweck. Sie sind als Ballaststoffe für die Funktion des Verdauungskanals wichtig und regen die Darmbewegung an. Eine reine Fütterung ausschließlich mit Fleisch führt nachweislich zu gravierenden Mangelerscheinungen.

So viel also zu den Grundlagen der Ernährung. Nun aber detailliert zum Trockenfutter:

Im Gegensatz zum Menschen enthält Hunde- und Katzenspeichel keine Verdauungsenzyme. Die Aufspaltung der Nahrung beginnt also erst im Magen und nicht im Maul (wie z.B. bei uns Menschen im Mund). Das ist einleuchtend, wenn man bedenkt, dass die Tiere ihre Nahrung nicht kauen, sondern herunterschlingen.

Wie lange die Nahrung im Magen verweilt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je flüssiger eine Nahrung ist, desto schneller kann sie auch verdaut werden. Konsequenterweise bleibt daher Trockenfutter länger im Magen und erhöht damit bei Hunden das Risiko der Magendrehung, einer gefürchteten Krankheit bei großen Hunderassen, die ohne rasche chirurgische Versorgung zum Tode des Tieres führt. Magendrehungen bei Katzen sind zwar möglich, aber eher selten.

Es wird niemals möglich sein, gesundes und artgerechtes Trockenfutter herzustellen.

Trockenfutter wird in der Regel in einem sog. Extruder erzeugt. Extruder sind Maschinen, die feste bis dickflüssige Massen unter hohem Druck und hoher Temperatur gleichmäßig aus einer formgebenden Öffnung herauspressen. Es werden dazu in einem ersten Schritt die Bestanteile (z.B. Getreide, Tiermehl, Pflanzenmehl) gemischt und unter hohem Druck (200 bis 300 bar) sowie hoher Temperatur (140 bis 400 Grad) zu einem einheitlichen Brei gepresst.

Dieser Brei wird dann durch eine kleine Öffnung gepresst und erhält dadurch jede Form, die man haben möchte. So kann man Kugeln, Ringe, Röllchen und andere Formen erzeugen. Spätestens bei 100°C ist allerdings jedes Vitamin zerstört. Und ich kann auch nur jedem raten, mal nach Fotos von Tiermehlfabriken zu googeln. Wohl bekomm´s. Hinzu kommt, dass in diesem Verfahren vorwiegend Getreide und kaum Fleisch (in der Regel vier bis maximal 20%) verarbeitet wird. Um mehr Fett im Produkt zu haben und den Geschmack zu verbessern, wird meist Fett auf die fertigen Pellets aufgespritzt. Damit das Fett an der Luft nicht ranzig wird, muss eine hohe Dosis Konservierungsmittel zugesetzt werden. Nur so ist es möglich, Trockenfutter so lange offen stehen zu lassen. Unabhängig vom aufgespritzten Fett können auch noch Geschmacksverstärker, Zucker oder Aromen beigefügt werden, um es schmackhafter zu machen. Und leider werden meist auch noch Farbstoffe hinzugefügt, damit eine gewünschte Farbe erzielt wird. Es ist nichts Nennenswertes mehr an Nährstoffen vorhanden.

Der wichtigste Unterschied bei Trockenfutter ist aber die geringe Feuchtigkeit des Erzeugnisses. Während Feuchtnahrung – so wie die typische Beute von Wölfen (dem Vorfahren unserer heutigen Hunde) und Katzen – eine Feuchtigkeit von rund 75% hat, enthält Trockenfutter laut Stiftung Warentest (2008) nur rund 8%. Der Feuchtigkeitsanteil wird daher auf der Deklaration des Produktes gar nicht aufgeführt, da dies erst ab Werten von 10% vorgeschrieben ist. Das ist praktisch aber sehr schädlich für die ehemalige Wüstenbewohnerin Katze, die ihren Flüssigkeitshaushalt so gut wie nur Über ihre Beute abdeckt. Sie kann gar nicht so viel Wasser trinken, um das auszugleichen (und ihre Nieren sind dafür auch nicht ausgelegt). Um die fehlender Feuchtigkeit des Trockenfutters auszugleichen, müssten Sie 3-4mal der Futtermenge noch zusätzlich an Wasser hinzugeben. Und wer will diesen Matsch dann noch fressen?

Und sei das noch nicht genug: Die geringe Feuchtigkeit hat aber noch einen weiteren Effekt:

Die Trockenpellets saugen im Magen die Feuchtigkeit aus der Magensäure auf und machen die ohnehin schon sehr saure Magensäure dadurch noch konzentrierter. Der Körper muss gegensteuern und verbraucht seine Reserven, die ihm so Über kurz oder lang ausgehen. Der Körper kann somit auch den pH-Wert im Speichel nicht mehr optimal aufrechthalten; der Speichel wird dadurch auch sauerer. Dies ist einer das ganz wesentlichen Faktoren für Zahnsteinbildung.

Da viele Katzen und Hunde zu Zahnstein neigen, wird ihren Haltern oftmals empfohlen auf Trockenfutter umzustellen. Was aber das Problem auch nicht beseitigt, da oftmals die Pellets einfach nur unzerkaut geschluckt werden oder als Brei an den Zähnen kleben bleiben und so einen hervorragenden Nährboden für Bakterien bilden. Katzen und Hunde haben nämlich kein Mahlgebiss wie Pflanzenfresser. Die spitzen Zähne laden praktisch zum Klebenbleiben ein.

Neben den gesunden Rohstoffen wie Fleisch, Gemüse und Reis erlaubt das Futtermittelrecht auch eine Vielzahl von Zusatzstoffen. Die Bandbreite reicht von Aminosäuren Über Antioxidantien, Aromen und appetitanregenden Stoffen bis zu färbenden Stoffen, Spurenelementen und konservierenden Stoffen. Die Liste ist unglaublich lang.

Manche Zusatzstoffe haben einen Zusammenhang mit der Ernährung der Tiere (z.B. Vitamine), andere haben eine Auswirkung auf die Haltbarkeit (Konservierungsstoffe), manche haben Überhaupt nur einen Sinn in Bezug auf die Verkaufsförderung (Aromen, Geschmacksverstärker etc.).

Jeder Zusatzstoff muss vom Körper aber verarbeitet werden und hat im Körper mitunter auch seine Nebenwirkungen. Konservierungsstoffe beispielsweise töten Bakterien ab und haben damit auch einen negativen Effekt auf die Darmflora. Auch ein ganz großes Problem bei Trockenfutter.

Bei der Fütterung des Tieres sollte einem daher bewusst sein, dass hier weniger definitiv mehr bedeutet. Das Futter des Tieres soll nur Bestandteile erhalten, die für seine Ernährung und seine Gesundheit wichtig sind. Alle anderen Zusatzstoffe sind entbehrlich (oder gar schädlich).

Na gut, klingt alles einleuchtend, trotzdem beharren immer noch viele darauf, das Trockenfutter sei doch gesünder als so manches andere, wenn man sich die Analysenwerte anschaut. Um das genauer zu widerlegen, muss ich etwas weiter ausholen:

Was sind Analysenwerte?

Mit den Analysenwerten möchte der Gesetzgeber dem Konsumenten eine Information über die Qualität des Produktes liefern. Man hat sich dabei für sehr einfache Analysemethoden entschieden, die Informationen über die folgenden fünf Gruppen liefern:

  • Rohprotein
  • Rohöle und – fette
  • Rohfaser
  • Rohasche
  • Feuchtigkeit

Aufgrund der Einfachheit der Analysemethoden entsprechen die Werte nicht ganz den Erwartungen. So gibt der Wert "Rohprotein" nicht exakt den Anteil der Proteine (Eiweiße) an, sondern umfasst auch Aminosäuren und andere Bestandteile. Die jeweiligen Analysemethoden Überlappen also durchaus etwas. Alle fünf Gruppen zusammengerechnet ergeben auch nicht 100%. Der Rest, der fehlt sind Pi mal Daumen die Kohlenhydrate, die nicht extra erfasst und aufgelistet werden. Somit hat Trockenfutter immer zu viele Kohlenhydrate – einfach mal nachrechnen! (Zur Erinnerung: Katzen benötigen lediglich 1-4% Kohlenhydrate im Futter, Hunde nur etwas mehr.)

Eine Aussage, woher die Proteine kommen (tierischen oder pflanzlichen Ursprungs) oder wie weit die Proteine bereits verarbeitet wurden, ist mit dieser Prozentangabe Überhaupt nicht möglich. Und auch die Verdaulichkeit der Nahrung wird in keiner Weise durch diese Daten dargestellt.

Es wurde mehrfach vorgeschlagen, bessere bzw. gänzlich andere Analysenmethoden zu verwenden, um einen besseren Eindruck von der Qualität zu erhalten. Dies scheiterte aber immer wieder am Widerstand der Industrie und den zugegebenermaßen deutlich höheren Analysekosten.

Was bedeuten diese Werte nun im Einzelnen? Hier die Beschreibung der Gruppen:

Rohprotein

Misst den Stickstoffanteil in einem Futtermittel. Dies umfasst im Wesentlichen die Proteine (Reinprotein), aber auch freie Aminosäuren, Peptide, Alkaloide, Amide oder ähnliches.

Rohöle und –fette

Diese Analyse umfasst neben den reinen Fetten auch Lipoide, Wachse, Fettsäuren und fettlösliche Vitamine.

Rohfaser

Misst die unverdaulichen Bestandteile der Nahrung. Diese Bestandteile sind wichtig, um die Darmbewegung aufrecht zu halten.

Rohasche

Dieser Wert sorgt immer wieder für Verwirrung, weil man sich – zu Recht – fragt, was denn Asche in einer Nahrung zu suchen hat. Dieser Wert bedeutet aber nicht, dass Asche beigefügt wird, sondern analysiert, wie viel Asche Übrig bleibt, wenn die Nahrung verbrannt wird.

Jedes Lebensmittel wie auch jedes Lebewesen ist aus Bestandteilen zusammengesetzt, die nicht vollständig verbrennen, sondern als Asche zurückbleiben. Es handelt sich dabei um verschiedene, vor allem auch um lebenswichtige Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor, Zink und Eisen.

Feuchtigkeit

Unter Feuchtigkeit ist nicht Wasser, sondern die physiologisch in den Zellen von Fleisch, Gemüse, Reis etc. enthaltene Feuchtigkeit zu verstehen. Auch der menschliche Körper besteht zu 70-80% aus Feuchtigkeit. Die Angabe der Feuchtigkeit ist ganz wichtig, um verschiedene Produkte miteinander vergleichen zu können.

Achtung: Die Feuchtigkeit muss nur angegeben werden, wenn der Wert größer als 10% ist!

Hier nun mal die durchschnittlichen Analysewerte von einem artgerechtem Feuchtfutter in Prozent:
    Hund Katze
  Feuchtigkeit 76,0 80,9
  Rohprotein 11,4 9,7
  Rohfett 7,2 5,6
  Rohfaser 0,4 0,4
  Rohasche 2,4 1,9

Natürlich werden die unterschiedlichen Futtermittel von uns Haltern immer wieder miteinander verglichen. Das ist auch gut so! Dabei werden auch die Analysewerte herangezogen. Bei dem obigen Beispiel mag man z.B. auch meinen, dass hier zu wenig Proteine in der Nahrung seien, wenn man es mit einem Trockenfutter vergleicht. Also, machen wir das mal. Ich nehme einfach ein Hundefutter, dann muss ich es nicht extra zwei Versionen für die Katzen- und die Hundeseite schreiben.

  Feuchtfutter (%) Trockenfutter (%) Differenz
Feuchtigkeit 76,0 9,0  
Rohprotein 11,4 21,0 +9,6!!
Rohfett 7,2 14,0 +6,8!!
Rohfaser 0,4 3,3  
Rohasche 2,4 6,0  
Kohlenhydrate (Rest zu 100%) 2,6 46,7  
  =100 =100  

Man sieht: Die Werte Rohprotein (also Eiweiß) und Rohfett sind bei dem Feuchtfutter deutlich geringer als bei dem Trockenfutter. Die Aussage, dass das Feuchtfutter zu wenig Protein in der Nahrung hat, scheint also auf den ersten Blick richtig zu sein.

Aber nur auf den ersten Blick, denn bei einem Vergleich muss man immer darauf achten, dass man die gleichen Sachen gegenüberstellt. Dem Trockenfutter wurde ein Großteil der Feuchtigkeit entzogen, wodurch sich das Verhältnis der Prozentwerte ändert.

Schlimm ist auch der immens hohe Anteil an Kohlenhydrate! Absolut ungesund für Hund und Katze und Nährboden für viele Krankheiten (allen voran Adipositas und Diabetes).

Hier ein einfaches Beispiel

In einem Glas sind 99 Wassertropfen und ein Tropfen Öl. Wir haben somit einen Rohfettanteil von 1% und eine Feuchtigkeit von 99%. Wenn wir nun 89 Wassertropfen herausnehmen, haben wir nur 10 Wassertropfen und weiterhin einen Tropfen Öl. Der Rohfettanteil ist nun von 1% auf 9,1% (= 1 Wassertropfen von 11 Tropfen (10 Wasser- + 1 Öltropfen) = 1/11) gestiegen.

Es ist daher unbedingt notwendig, Produkte immer auf die gleiche Feuchtigkeit umzurechnen. Dabei kann man entweder die Feuchtnahrung auf eine Trockennahrung oder die Trockennahrung auf die Feuchtnahrung umrechnen.

Im Folgenden wird das Trockenfutter auf eine Feuchtnahrung umgerechnet. Es wird also so viel Feuchtigkeit dazugegeben, bis auch beim Trockenfutter eine Feuchtigkeit von 76% erreicht ist.

Für die mathematisch Interessierten hier die Formel zur Umrechnung:

Summe der Werte ohne Feuchtigkeit bei der Feuchtnahrung = 24% (100% abzüglich 76% Feuchtigkeit)

Summe der Werte ohne Feuchtigkeit bei der Trockennahrung = 91% (=100% abzüglich 9% Feuchtigkeit)

Rohprotein neu; 21% / 91% x 24% = 5,5%

Rohfett: 14% / 91% x 24% = 3,7%

Hier wird nun also das Trockenfutter auf die Feuchtigkeit des Feuchtfutters hochgerechnet. Nach der Umrechnung kommt man dann zu folgendem Ergebnis:

  Feuchtfutter (%) Trockenfutter (%) Umrechnung
Feuchtigkeit 76,0 9,0 76,0
Rohprotein 11,4 21,0 5,5
Rohfett 7,2 14,0 3,7
Rohfaser 0,4 3,3 0,9
Rohasche 2,4 6,0 1,6
Kohlenhydrate (Rest zu 100%) 2,6 46,7 12,3
  =100,0 =100,0 =100,0

 

Die bisher sehr hohen Werte an Rohprotein und Rohfett schmelzen praktisch dahin, wenn man es mit einer normalen Feuchtigkeit betrachtet. Tatsächlich hat das Feuchtfutter also doppelt so viele Proteine als das hier zum Vergleich herangezogene Trockenfutter.

Soweit so gut (oder eben schlecht – je nachdem, wie man es sieht).

Und trotzdem das Trockenfutter augenscheinlich so schädlich für unsere Lieblinge ist, wird überall versucht, uns Tierhaltern weiß zu machen, Trockenfutter sei das A und O der heutigen Tierernährung. Besonders gut seien hier natürlich die sog. Premiumfutter, die uns unsere Tierärzte anbieten. Kaum ein Halter zweifelt an, was ihm der Arzt seines Vertrauens, der mit den vielen hübschen Werbebildchen der neuesten Futter im Wartebereich der Praxis, empfiehlt. Aber auch andere Trockenfutter-Hersteller, die viel Wissenswertes und Wahres Über artgerechte Ernährung, über Bio-Qualität und ganzheitliche Philosophie, auf ihren Webseiten schreiben, suggerieren uns, nur das beste Futter für unseren Liebling herzustellen.

Kaum einer weiß, dass sehr viele Tierärzte oft schon bei ihrem Studium in der Uni von den Tierfutterherstellern angeworben werden, dass diese oftmals auch Praktika und Studien sponsern, ja dass sie sogar ganze Lehrstühle der Veterinär-Professuren finanzieren. Es ist nicht nur so, dass der Verkauf von Futter eine große Einnahmequelle ist, auf die sehr viele ärzte angewiesen sind, um überhaupt zu überleben.

Auch springen gerne besagte große Futtermittelkonzerne ein, wenn es um die Neuausstattung einer tierärztlichen Praxis geht – mit der Vereinbarung das Futter zu verkaufen.

Viele Tierärzte vertrauen den Versprechen der Futtermittelhersteller, haben sie doch oft keine Zeit mehr neben ihrem Beruf, die Aussagen zu überprüfen. Und gute Werbung ist das A und O. Es gibt Menschen, die einem Inuit am Nordpol einen Kühlschrank verkaufen können.

Die großen Futtermittelkonzerne, die mittlerweile weltweit operieren, geben wahrscheinlich deutlich mehr Geld für die Bewerbung ihrer Futtermittel aus als für die Herstellung derselben.

Die Tierärztin Dr. Jutta Ziegler wandte sich im Januar 2011 mit ihrem "Schwarzbuch Tierarzt" an die Öffentlichkeit. Sie beschreibt die gängige Praxis von Tierärzten, "mit der Angst, der Unkenntnis und dem schlechten Gewissen des Tierhalters" zu arbeiten um Geld zu verdienen. Dr. Ziegler erklärt, wie Tierärzte das teure Futter, "das man nur beim Tierarzt erhalten kann" (damit wird die hochwertige Qualität suggeriert) aus ihren Praxen heraus verkaufen und somit wissentlich und unwissentlich dabei mithelfen, die ihnen anvertrauten Tiere krank zu machen, um dann als behandelnde Mediziner (und Verkäufer von Diätfutter) erneut an ihnen zu verdienen.

Hat also das (teure) Futter, in dem angeblich "alles drin" ist, das Tier so krank gemacht, so dass die Katze Harnsteine und Nierenerkrankungen bekommt, der Hund sich blutig kratzt und auch bereits Hundewelpen schwerste Gelenkerkrankungen haben, dann kommen nämlich die sogenannten "Diätfutter" derselben Firmen zum Einsatz, die diese Erkrankungen erst hervorgerufen haben. So wird am (Privat)Patient Tier doppelt und dreifach verdient.

Also erst selber nachdenken, dann füttern!

Noch was zu Deklarationen

Kernstück der Kennzeichnungspflicht ist die Abgabe der Zusammensetzung. Hier werden alle verwendeten Einzelfuttermittel angeführt, wobei es zwei Arten der Deklaration gibt: die offene und die geschlossene Deklaration. Bei beiden Varianten sind die Bestandteile immer nach der Reihenfolge der Menge zu ordnen. Jener Bestandteil, der den größten Anteil hat, steht dabei an erster Stelle.

Offene Deklaration

Alle verwendeten Einzelfuttermittel werden extra aufgeführt. In der offenen Deklaration werden alle Inhaltsstoffe einzeln aufgelistet, so dass man zwar die Zutaten, jedoch kaum die Anteile bestimmen kann. So kann man Komponenten splitten, z.B. Mais, Maisgrieben, Maismehl, um sie in der Zusammensetzung auf die hinteren Plätze verweisen zu können.

Bsp.: Reis, Geflügelmehl, Mais, Tierfett, Pflanzenproteinisolat, Maisglutenfutter, Gerste, tierisches Eiweiß (hydrolysiert), Mineralstoffe, Lignozellulose, Fischöl, Fructo-Oligosaccharide, Sojaöl, Borretschöl, Flohsamen (Psyllium), L-Lysin, DL-Methionin, Natriumphosphate, Ei getrocknet

Geschlossene Deklaration

In der geschlossenen Deklaration werden Inhaltsstoffe in Gruppen zusammengefasst, also zum Beispiel Hafer und Gerste zu Getreide. Bei dieser Deklarationsform wird für den Verbraucher transparent, ob ein Futter mehr Fleisch- oder Getreideanteil hat, allerdings um den Preis, dass die Beschaffenheit der verwendeten Zutaten nicht ersichtlich wird. Die Bezeichnung der Gruppen (z.B. "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse") ist gesetzlich geregelt und darf nicht geändert werden.

Bsp.: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, Getreide, Mineralstoffe

Mischvariante

Sehr, sehr wenige Futtersorten haben eine geschlossene Deklaration, die sowohl die Anteile der Gruppen als auch Anteile von bestimmten Bestandteilen angeben. Hier werden damit die Vorteile beider Varianten genutzt und auch zu 100% deklariert. Dies ist am transparentesten für den Verbraucher.

Bsp.: 99,3% Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (mind. 70% Geflügel, mind. 13% Truthahn, mind. 13% Rind), 0,4% Gemüse, 0,3% Mineralstoff

"Komische Begriffe"

Wenn man die Zusammensetzung der Futtermittel durchliest, stößt man immer wieder auf unbekannte Begriffe. Zwei Begriffe, nämlich "hydrolisiert" und "Proteinisolat", werden nun im Folgenden erklärt. Nehmen wir das Trockenfutterbeispiel von vorhin:

Bspl.: Reis, Geflügelmehl, Mais, Tierfett, Pflanzenproteinisolat, Maisglutenfutter, Gerste, tierisches Eiweiß (hydrolysiert), usw.

Hydrolysation

Dieses Produkt enthält ein hydroly(i)siertes, tierisches Eiweiß. Hydrolysiert bedeutet "vorverdaut". Es wurde bereits mit Enzymen behandelt, um das Protein in kleinere Peptide und Aminosäuren aufzuteilen. Hydrolysierte Proteine haben einen faulen Geschmack, da der hohe Anteil an Peptiden und Aminosäuren einen sehr bittern Geschmack entstehen lässt. (Wir alle kennen das, da wir sicher alle schon einmal Erbrochens gerochen haben.)

Der Vorteil ist, dass diese Eiweiße gut verdaulich sind, denn diese sind ja bereits durch Enzyme bearbeitet worden. Durch die Hydrolysation haben die Eiweiße auch viele Eigenschaften verloren und gelten dadurch als hypoallergen, sie vermeiden daher allergische Reaktionen.

Der Nachteil aber ist, dass es sich hier um einen intensiv bearbeiteten Rohstoff handelt, der nicht mehr natürlich ist, sondern industriell aufbereitet wurde. Hydrolisierte Produkte haben so gut wie keine biologisch aktiven Inhaltsstoffe mehr (darum auch keine allergische Reaktion), fast alle dieser Inhaltsstoffe werden im Herstellungsprozess zerstört. Hydrolysierte Bestandteile sind daher Kunstprodukte, die in manchen Anwendungsbereichen sinnvoll sein können, jedoch keiner natürlichen Nahrung entsprechen.

Außerdem muss auch noch auf den sehr bitteren, fauligen Geschmack der hydrolysierten Bestandteile hingewiesen werden. Dieser muss "maskiert" werden, also durch andere Bestandteile (Geschmacksverstärker etc. kompensiert werden, ansonsten würden die Tiere diese Nahrung nicht annehmen.


Proteinisolat

Proteinisolate sind Eiweißbestandteile, die durch einen Verarbeitungsprozess gewonnen werden. Eine Möglichkeit besteht in der Gewinnung ist aus der Molke im Rahmen der Käseherstellung. Aus der Molke werden das Fett und eventuell auch die Nicht-Eiweiß-Stoffe entfernt und damit das reine Eiweiß herausgelöst.

Auch beim Proteinisolat handelt es sich somit um einen Verarbeitungsvorgang, mit dem reines Eiweiß gewonnen wird. Wie bei der Hydrolysation gehen auch viele bioaktive Bestandteile verloren, es handelt sich nicht um einen Nahrungsbestandteil, den Tiere in der Natur vorfinden oder in dieser Art aufnehmen.

Wohl bekomm´s!

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